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Links zu Leseproben:

08. Mai 2008
Ein Live-Act-Künstler als Homestylist

10. April 2008
Die Haltbarkeit reifer Frauen und linksdrehender Joghurts

13. März 2008
Mit der Verlockung einer Kerze zur Zielgenauigkeit

14. Februar 2008
Männliche Horizonte verändern sich -
in der Horizontalen

27. Dezember 2007
Ein Blick zurück in Schneegestöber
und Egoismus

25. Oktober 2007
Tag der offenen Tür im Krematorium Dortmund

30. August 2007
Ey Alte, pass auf, ey, ich komm
gleich bei Dich bei

08. März 2007
Für den Bischof eine Gebärmaschine

 

 

 

13. März 2008
Mit der Verlockung einer Kerze zur Zielgenauigkeit

Die Notaufnahme im Johanneshospital hat eine Toilette! Gott sei Dank! Weniger geneigt, dem lieben Gott zu danken, ist die leidgeprüfte Besucherin, wenn sie feststellen darf: Es handelt sich um Unisexmodell! Anders ausgedrückt: Männlein und Weiblein suchen dieselbe Sanitärkeramik auf und heim. Für die Damen gibt es den altbewährten Porzellansitzbottich, für die Herren das beliebte Hängeurinal an der Wand. Nun könnten Männer, rein anatomisch, zum Urinieren auch auf diesem Bottich sitzen. Weit gefehlt! Im wahrsten Sinne des Wortes! In einem katholischen Krankenhaus bevorzugt der Mann an sich offenbar das Drei-Stand-Punkt-Modell. Zwei Füße angeordnet zu einem gleichschenkligen Dreieck, eine Hand zum Abstützen auf die Kacheln gepratzt. Zwei Punkt, ein Punkt! Ob der Aufregung, dem Alkohol oder dem Alter geschuldet, die Treffsicherheit geht gegen Null. Anders ausgedrückt: Die Bude schwimmt! Und stinkt! Man denke an nichtkastrierte Kater. Da das Urinal direkt neben dem Porzellanbottich platziert ist, hat die Besucherin außerdem die Möglichkeit aus nächster Nähe die filigrane, sonnengelbe Linienführung auf den Kacheln zu bewundern. Unter anderen Umständen, sozusagen in Öl auf Leinwand, hätte diese Produktion auf dem internationalen Kunstmarkt gute Chancen. Dies weiß ich, seitdem ich einmal auf einer Vernissage vor einer 2x3m großen komplett hellgrau getünchten Leinwand stand, und mir der Schöpfer des Werkes erklärte, dies sei Dresden, Monochrome I. Was den Preis von 9700.- Euro begründete. Es gab auch noch Dresden, Monochrome II und III. Ich habe trotzdem nichts gekauft. Aber das Dresden nur in Plattenbaugrau abzubilden war, habe ich sofort verstanden. Daran ändert auch das Disneyland der Frauenkirche nichts. Nun ist Dresden ziemlich weit weg von Dortmund, aber vielleicht ist uniformes Grau und Grauen ein Baustein der männlichen Festplatte. Männlichkeit und Soldatentum gehen oft zusammen.“This is my weapon, this is my gun, one is for killing, one is for fun.” Dies ist meine Waffe, dies ist mein Gewehr, das eine zum Töten, die andere fürs Vergnügen, lautete der Text auf einem Anti-Vietnam-Kriegs Plakat in meiner ersten Wohnung. Ein Plakat, das einen amerikanischen GI mit einer Hand an der Knarre, mit der anderen Hand am Schritt zeigt. Jesus! Wo doch jetzt das Eiserne Kreuz zu neuen Ehren kommt! Oder sollte ich sagen „relaunched“ wird?! Wenn Adolf das gewusst hätte! Er hätte die Reichsautobahnen sicherlich direkt vierspurig angelegt! Bis in die Normandie! Um aber den hilfesuchenden Mann in der Notaufnahme nun ungeachtet von jeder Politik durch die grauwabernden Nebel seines Unbewussten zu lichterem Tagesbewusstsein und größerer Zielorientierung zu geleiten, greifen die Katholiken in der Johannesstrasse praxisnah auf das Symbol ihres Glaubens zurück. Aufgemalt in die Urinalkeramik ist eine brennende Kerze! Wie einst in den 60gern den Brüdern und Schwestern in der SBZ, der Sowjetisch-Besetzten-Zone, mit Lichtlein im elterlichen Wohnzimmerfenster der Weg heim ins nun demokratische Reich geleuchtet werden sollte - als die Gardine brannte, reichte es meiner Mutter mit der Politik - so sollen 2008 verwirrte männliche Schäfchen sozusagen per Lichtsignal in die Zivilgesellschaft des 21. Jahrhunderts gelotst werden. Ob eine Kerze da ausreicht? Die DDR hat auch nahezu ein halbes Jahrhundert allen Kerzen getrotzt. Gut Ding will Weile haben! Egal! Ob Politik oder Männer, so lange kann und will ich nicht mehr warten. Übrigens, am 3.November ist Weltmännertag!

 
© Uta Rotermund 2011
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